Zirkuläres Bauen – Wo steht die Schweiz?

Zirkuläres Bauen

Ganze Städte als Materialdepots ansehen und alte Leitungen aus der Nachbarschaft für Neubauten wiederverwenden? Zirkuläres Bauen gewinnt in unserer heutigen Gesellschaft immer mehr an Bedeutung. Bereits Vorhandenes nutzen statt Rohstoffe abbauen, das haben sich innovative Organisationen wie die «Circular Economy Switzerland» oder die Plattform «Madaster» zum Ziel gesetzt.

Doch welche konkreten Möglichkeiten bietet ein Bau, ressourcenschonend umgesetzt zu werden? Was bedeutet es, zirkulär zu bauen und was kann mit einem Umdenken der Branche erreicht werden? Wir geben Ihnen einen Einblick.

Zirkuläres Bauen – aus «Alt» mach «Neu»

Die Bauwirtschaft steht vor einer umfassenden Transformation. Doch was bedeutet das für die Materialflüsse in der Branche, die aktuell über 80 Prozent des Abfallaufkommens in der Schweiz generiert?

Beim zirkulären Bau sollen eingesetzte Materialien lange und möglichst ohne Qualitätsverlust in geschlossenen Kreisläufen geführt werden.

Beim zirkulären Bau sollen eingesetzte Materialien lange und möglichst ohne Qualitätsverlust in geschlossenen Kreisläufen geführt werden. Das Ziel ist es, keine weiteren Ressourcen abzubauen, sondern ausschliesslich mit Sekundärrohstoffen, also recycelten Primärmaterialien zu arbeiten. Der Abfall eines alten Produktes wird somit vollständig zu einem neuen. Damit können bei richtiger Planung und Materialauswahl Ressourcen in endlosen Kreisläufen geführt und stetig wiederverwendet werden.

«Cradle to Cradle»- Nutzbare Nährstoffe statt Mülldeponie

Das in den 1990er Jahren von Prof. Dr. Michael Braungart, William McDonough und EPEA Hamburg entwickelte Designprinzip zielt auf die naturverträgliche Gestaltung von Wirtschaftssystemen ab. «Cradle to Cradle» (oder übersetzt «Von der Wiege zur Wiege») strebt es an, Materialkreisläufe zu verlangsamen und zu schliessen.  Alle Inhaltsstoffe sollen chemisch unbedenklich und kreislauffähig sein.

Hierbei können zwei Arten von Kreisläufen unterschieden werden. Beim technischen Kreislauf werden Rohstoffe für Produkte und Gebäude so eingesetzt, dass sie in gleicher Qualität erhalten, in sortenreine Ausgangsstoffe zerlegt und weitergenutzt werden können. Beim biologischen Kreislauf hingegen beschäftigt man sich mit vollständig abbaubaren Materialien.

Design for Lifetime Extension

Je nach Material erreichen bereits heute bestimmte Werkstoffe höhere Recyclingzahlen als andere. So wird beispielsweise Glas und Stahl bereits in grossem Umfang in die Produktion zurückgeführt, Frischbeton und Holzfaserplatten schneiden dagegen eher schlecht ab. Der Hauptgrund hierfür sind die unterschiedlichen Qualitätsanforderungen.

Expomobilia agiert heute bereits als nachhaltiger Generalunternehmer. Bei der EXPO 2020 in Dubai hat unser Team den niederländische Pavillon in einer zirkulären Bauweise umgesetzt. 90% des Materials wurden hierbei wiederverwendet. Ein zweites Leben bekamen zum Beispiel 2000 Tonnen Stahl und der Aufzug. Sie gingen nach dem Ende der Weltausstellung zur Wiederverwendung zurück an ihre Betriebe. Die von unserem Team verbauten Bodenfliesen und Akustikwände bestanden ausserdem aus biobasiertem Myzel-Material, dem vegetativen Teil von Pilzen.

In der Schweiz weist nicht zuletzt das am 1. Januar 2021 in Kraft getretene revidierte Bundesgesetz über das öffentliche Beschaffungswesen (BöB) neue Wege in Richtung mehr Zirkularität der Schweizer Bauwirtschaft.

Urban Mining- Neue Gebäude als zukünftige Materialdepots

Das Urban Mining versteht dagegen ganze Städte, Siedlungen und Infrastruktur als Rohstoffminen. So können beispielsweise Leitungen oder Materialien aus alten Gebäuden wiederverwertet werden. Diverse Plattformen und Organisationen haben sich als Second-hand-Anbieter bereits darauf spezialisiert. Sie bieten gebrauchte Bauteile und recycelte Baustoffe oder Materialien an, damit kreislauffähige Planung und entsprechender Rückbau praktisch umgesetzt werden können.

Praktische Innovationen- digitaler Materialpass

Um Materialkreisläufe nachhaltig zu schliessen, ist der ständige Austausch von Informationen zu jeder Zeit und mit ortsunabhängigem Zugriff essenziell. In einem sogenannten Materialpass können Daten über Herkunft, Qualität, CO2-Fussabdruck oder auch die Nachnutzungsfähigkeit von Baumaterialien erfasst werden. So ermöglicht die digitale Erfassung des gesamten Baubestands mit Hilfe einer Datenbank wie einem Materialkataster, dass nachhaltig orientierte Unternehmen beim Einsatz von Sekundärrohstoffen zusammenarbeiten.

Circular Economy Switzerland

Die Koordinations- und Austauschplattform dreht sich rund um das Thema zirkuläre Bauten in der Schweiz. Durch News bezüglich der Kreislaufwirtschaft im zwei-Wochen-Takt, hält die Website der «Circular Economy Switzerland» ihre Mitglieder(innen) und Leser(innen) stets auf dem Laufenden.

Partner-Websites wie der «Circular Hub» bieten zudem die Möglichkeit, sich mit anderen Unternehmen zu vernetzen und an Workshops teilzunehmen. Die Schweizer Wissens- und Netzwerkplattform unterstützt Unternehmen bei dem Wandel zur Kreislaufwirtschaft und steht beratend zur Seite. Sie fördern so ein neues, zirkuläres Verständnis von Wachstum anstelle des linearen «Take-Make-Waste» Denkens.

Das Schweizer Materialkataster «Madaster» beschäftigt sich mit der Erstellung eines digitalen Materialpasses für Neubauten und Bestandsobjekte. Durch die Erfassung der Baubestandteile erhält man Aufschluss über die Trennbarkeit, das gebundene CO2 und die Toxizität von Materialien und Produkten. Ausserdem kann festgestellt werden, ob Materialien und Produkte wiederverwendet werden können und wo sich benötigte Sekundärrohstoffe befinden.

Pioniere und Vorbilder: Lassen Sie sich inspirieren

Ob Basler Pavillon 2022 oder Umgestaltungspläne von Wagonlagern der SBB, die Schweiz hat immer mehr Pionier-Projekte im Bereich des zirkulären Bauens vorzuweisen. Bei der Umgestaltung des Kopfbaus der Halle 118 im Sulzer-Areal wurde dem ersten grossen Industriegebiet der Schweiz zu einem zweiten Leben verholfen. So konnte der CO2-Fussabdruck gegenüber eines vergleichbaren Neubaus um 60% gesenkt werden. Koryphäen wie Barbara Buser vom Baubüro «in situ» machen dies möglich. Tatkräftige, innovative Gründer, wie Marloes Fischer im Falle von der bereits erwähnten Plattform «Circular Hub», zeigen neue Wege in der Baubranche auf.

Werden auch Sie Teil des zirkulären grossen Ganzen und gehen Sie gemeinsam mit Expomobilia in eine nachhaltige und ressourcenschonende Zukunft.

Wir bauen temporär und nachhaltig

Auch Ihre Projekte setzen wir hochwertig und ressourcenschonend um. So wie die vier Länderpavillons an der Weltausstellung in Dubai!

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