Innovation und Nachhaltigkeit im Temporärbau

In diesem Fachbeitrag beleuchtet Oliver Schoenmakers die Unterschiede zwischen temporären und permanenten Bauten. In den Fokus rücken dabei insbesondere die Vorteile temporär errichteter Gebäude, die sich auf natürliche Weise den wandelnden Bedürfnissen unserer Gesellschaft anpassen. Ob Veranstaltung, Corporate Branding, Messe oder Stadtplanung – der Temporärbau gewinnt zunehmend an Bedeutung, zumal er vermehrt eine Vorreiterrolle im Bereich der Nachhaltigkeit und der Innovation einnimmt. Warum dies so ist, erfahren Sie hier.

Unsere Welt unterliegt einem ständigen Wandel, der auch keinen Halt vor unserer Gesellschaft und der Volkswirtschaft macht. Die sich daraus ergebenden Veränderungen wirken sich unmittelbar darauf aus, wie wir leben, arbeiten, reisen und sogar darauf, wie wir miteinander interagieren. Besonders deutlich wird dies seit Beginn der globalen Pandemie im Jahr 2020, die noch immer gravierende Auswirkungen auf das Leben jedes Einzelnen und die weltweite Wirtschaft nimmt. Doch auch die Architektur und das Bauwesen blieben von der Pandemie nicht verschont und während dauerhaft errichtete Gebäude plötzlich ihren Platz in der Geschichte einzunehmen scheinen, nutzen temporäre Gebäude die Chance, neue Wege zu gehen, indem sie sich den Anforderungen unserer ständig wandelnden Gesellschaft anpassen.

Angepasst an die Anforderungen unserer sich ständig wandelnden Gesellschaft

Während wir allmählich den Lockdown hinter uns lassen und Veranstaltungen, Konferenzen und Messen ein weltweites Comeback feiern, bieten uns die eigens für die Anlässe errichteten Bauwerke die Möglichkeit, kreative Ideen und Experimente umzusetzen. Allgemeingültige Normen, Regeln und Bauvorschriften, die ins Leben gerufen wurden, um eine möglichst lange Lebensdauer herkömmlicher Immobilien zu gewährleisten, spielen bei der Errichtung temporärer Bauwerke eher eine untergeordnete Rolle, da ihre Nutzung nur auf einen vorübergehenden Bedarf von Tagen, Wochen oder in Ausnahmefällen von wenigen Jahren ausgelegt ist.

Mehr und mehr nehmen temporär errichtete Immobilien eine wichtige Rolle bei der Gestaltung von Veranstaltungen ein, werden von Unternehmen in das firmeneigene „Corporate Branding“ integriert und selbst Städteplaner sind zunehmend geneigt, ganze Stadtteile mittels „Signature Structures“ neu zu beleben. Temporär errichtete Immobilien punkten dabei insbesondere durch ihre Nutzungsvielfalt, die von der Bereitstellung maßgeschneiderter Unterkünfte über Veranstaltungsräumlichkeiten bis hin zur Präsentation nachhaltiger Materialien und innovativer Bauprozesse reichen.

Ein Paradebeispiel für Nachhaltigkeit

Temporär errichtete Gebäude stellen einen wesentlichen Bestandteil der Infrastruktur während besonderer Veranstaltungen dar, egal, ob es sich dabei um Messen, Kongresse, Sportveranstaltungen wie die Olympischen Spiele oder Firmenevents handelt. Und obwohl jeder Besucher weiß, dass diese Veranstaltungsgebäude meist nur praktischen Zwecken dienen, so fungieren sie gleichwohl als Botschafter für Innovationen im Bereich des nachhaltigen Bauens.

Wir bei Expomobilia sind der Meinung, dass bei der Planung und dem Bau von temporären Gebäuden architektonische Innovationen und technologische Fortschritte einbezogen werden sollten.

Verlagert sich während der Planung einer eigentlich klassisch genutzten Immobilie plötzlich der Schwerpunkt und tritt die Errichtung vorübergehender, nachhaltiger Strukturen in den Vordergrund, so passiert etwas Erstaunliches: Ökologische Konzepte und in der Folge auch ökologische Materialien wie Holz, Lehm oder andere kompostierbare Materialien entwickeln sich zur ersten Wahl des Architekten. Während klassische Immobilien aus Beton, Stahl oder Holz errichtet werden, bieten temporär errichtete Gebäude die einmalige Gelegenheit, andere, das heißt nachhaltige und biologische Materialien in den Fokus zu rücken.

Expo 2020 Dubai

Konzepte, wie sie derzeit im Rahmen der Expo 2020 in Dubai (2021-2022) umgesetzt werden und deren Zielsetzung es ist, eine der nachhaltigsten Weltausstellungen aller Zeiten zu präsentieren. Expomobilia wurde als Partner von Finnland, Norwegen, der Schweiz und der Niederlande mit dem Bau der jeweiligen Länderpavillons beauftragt, wobei jeder Pavillon die architektonische Umsetzung des jeweiligen Landescharakters aufgreift.

Den niederländischen Pavillon betreffend haben wir uns der Herausforderung gestellt, ein innovatives und nachhaltiges Bauwerk zu errichten, das globale Themen wie die Ernährungssicherheit, Wasserknappheit und erneuerbare Energien aufgreift. Jedes kleine Detail des Pavillons zollt dabei dem Konzept der Nachhaltigkeit seinen Tribut. Das Gebäude selbst wird mit Materialien aus der Region gebaut, die entweder biobasiert oder biologisch abbaubar sind, wiederverwendet werden können oder nach der Expo vor Ort recycelt werden. Die Form des Pavillons, dessen dicke, vollständig recycelbaren Außenwände als tragende Struktur dienen und die darüber hinaus eine gute Isolierung bieten, bestechen aber nicht nur mit einer optimalen Flächennutzung, sondern auch mit der Minimierung des ökologischen Fußabdrucks. Weitere organische Materialien wie mycel-basierte Fliesen und ein Biopolymer-Vorhang runden die Ausstattung ab.

Neben der außergewöhnlichen Verwendung nachhaltiger Materialien geht der niederländische Pavillon aber noch einen Schritt weiter, indem er als sein eigenes Biotop mit einem sich selbst erhaltenden Klimasystem fungiert. Dabei gewinnt er Energie aus Sonnenlicht und extrahiert Wasser aus der Wüstenluft, sodass in seiner kegelförmigen vertikalen Farm Gemüse, Kräuter und Pilze angebaut werden können. Obwohl dieses Biotop speziell für die Expo in Dubai konzipiert wurde, lässt sich das Konzept und das Potenzial jedoch auch auf größere bauliche Projekte ausweiten.

Zwischenlösungen bei Renovierungen oder Umbau

Auch wenn der derzeitige Schwerpunkt auf der Nachhaltigkeit liegt, so gibt es auch andere Gründe, warum temporäre Gebäude herkömmliche Gebäude zukünftig in den Schatten stellen können. Praktisch betrachtet besteht der Vorteil temporär errichteter Gebäude darin, dass sie eine ideale Zwischenlösung bieten, wenn eine herkömmliche Immobilie wegen Umbau oder Renovierung vorübergehend nicht genutzt werden kann. Ein perfektes Beispiel dafür ist das temporäre Ersatzgebäude (TIC), das für den europäischen Sitz der UNO in Genf errichtet wurde und das in den nächsten fünf Jahren für Konferenzen genutzt werden soll, während das Hauptgebäude des Palais des Nations umfassend renoviert wird.

Expomobilia war für die Gesamtplanung des TIC-Gebäudes sowie für den gesamten Innenausbau und die dazugehörige Technik verantwortlich. Und obwohl für die Planung und den Bau des Projekts nur zehn Monate Zeit zur Verfügung standen, konnte Expomobilia dank seines ausgedehnten Netzwerks und der Fähigkeit seines Teams passende Partner und Subunternehmer finden, den extrem knappen Zeitplan einhalten und die Übergabe des Gebäudes zu einem Erfolg machen. Auf diese Weise können die Vereinten Nationen trotz der Renovierungsarbeiten im herkömmlichen Gebäude ihre Konferenzen weiterhin abhalten – in einem temporär errichteten Gebäude, welches den hohen Ansprüchen und Qualitätsstandards gerecht wird.

Temporäre Bauten als wachsender Trend

Natürlich erhoffen wir uns, dass nach der Pandemie, wenn das öffentliche Leben wieder in normalen Bahnen verläuft und wieder Live-Veranstaltungen stattfinden, neue veranstaltungsbasierte Möglichkeiten zur Präsentation von Innovation und Nachhaltigkeit gegeben sind. Temporär errichtete Gebäude liegen im Trend, ein Trend, der unserer Meinung nach weiter zunehmen wird und die Art und Weise, wie wir zukünftig bauen, nachhaltig beeinflussen wird.

Die Welt ist neugierig auf neue Materialien und innovative Bautechniken und jede Veranstaltung, jedes Unternehmen und jeder Stadtplaner sucht nach Möglichkeiten, sich von der Masse abzuheben und ihre Einzigartigkeit darzustellen.

«Ich bin davon überzeugt, dass Architektur und Bauwesen echte Emotionen vermitteln. «

Oliver Schoenmakers

So finden die Menschen wieder das richtige Gleichgewicht zwischen sich und ihrer Umwelt. Ein Gleichgewicht, das insbesondere durch das gelungene Zusammenspiel von innovativer Architektur und nachhaltigen Materialien erreicht wird.